von Alexander Schröer, Koordinator des Bilingualen Zuges und des Abibac am Otto Schott-Gymnasium Mainz und teilabgeordnete Lehrkraft am Ministerium für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz
Dokus, virtuelle Begegnungen, Internetrecherchen: in diesen wirren Corona-Zeiten merken wir schmerzhaft, wie bereichernd persönliche Begegnungen sind. Der Bericht über eine Veranstaltung im Institut français im letzten Jahr zeigt dies und lädt ein, auch jüngeren Schülern Verantwortung und Vertrauen in ihr Können zu schenken.
Die Leiterin des Institut français in Mainz, Aline Oswald, lud uns ein, einen öffentlichen Abend mit Thierry Noir zu gestalten. Er ist Franzose, seit den 80er Jahren in Berlin lebend und von da an fing er an, die Mauer bemalen. Im letzten November kam er dann nach Mainz ins Institut français, um in einem Gespräch an seinem Leben und seinem Werk teilhaben zu lassen.
Seine emblematischen Köpfe haben über die Jahrzehnte nichts von ihrer Frische verloren und so verwundert es nicht, dass sich in der damaligen 9a (la classe de 3ème de la section bilingue) spontan etliche Schülerinnen und Schüler meldeten, sich außerhalb des Unterrichts mit seiner Kunst zu beschäftigen und dann, gut vorbereitet, an dem Gespräch im Institut français (an einem Samstagabend!) teilzunehmen – und das vor großem Publikum. Max Jakob, Mathis Knop, Nils Kohlmeyer, Jakob Reinhardt, Vincent Serre und Alexander Steinbach hatten zusammen die Veranstaltung vorbereitet, an der Gesprächsrunde nahmen dann „auf der Bühne“ Alexander und Vincent teil.

Fig.2 (© Institut français de Mayence)
Das Publikum erfuhr viel über die subversiven künstlerischen Aktionen, über das Leben „vor“ der Mauer und auch über die Veränderungen nach dem Mauerfall. Die beiden Mitdiskutierenden meisterten ihre Aufgabe mit Bravour. Kunst verbindet die Generationen, sie wandelt sich und hat doch Bestand. Zum Abschied und als Dank erhielten alle Beteiligten eine Zeichnung von Thierry Noir.
Die Erfahrungen der Schüler
Die Schüler sagten im Nachhinein, dass es viel spannender war, einen Künstler „live“ kennenzulernen und so viel unmittelbarer das, was man aus Büchern, Webseiten und Videos erfahren hat, zu erleben. Dass Kunst nicht ein Mittel der Politik ist, wurde klar, als Thierry Noir erklärte, dass ihn die Mauer vor allem ästhetisch zu seiner Kunst gebracht habe, weniger politisch. Exemplarisch hier die Eindrücke von Alexander Steinbach:
„J’ai tellement appris de la soirée et de sa préparation. Trouver les questions et de faire des recherches, jusqu’à l’entretien avec M. Noir. C’était une expérience que je n’oublierai jamais. J’ai toujours aimé parler en public et avoir l’opportunité de le faire à un tel niveau était incroyable. Je me souviens encore des questions et des nerfs que je ressentais avant la soirée, c’était génial. »

Wir danken Aline Oswald und dem Institut français für die schöne Idee und die entspannte Kooperation und hoffen, dass wir bald wieder solche Abende gestalten können.